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Ernst Hupke – seine bildhauerischen Arbeiten
Dr. phil. Christl Kammerl-Baum
Einführung in das bildhauerische Werk.
Die künstlerischen Arbeiten von Ernst Hupke faszinieren und begleiten mich schon seit vielen Jahren. Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder neue Einblicke in seine vielseitige künstlerische Begabung und seine reiche Schaffenskraft gewonnen. Es ist spannend Ernst Hupkes künstlerische Entwicklung miterleben zu dürfen. Persönlich habe ich Ernst Hupke 1999 kennengelernt.
Bereits in den 70er Jahren begann Ernst Hupke zu malen. Die Malerei ist für ihn aber nur ein Medium zum Ausdruck seiner Gefühle.
Es ist heute gerade seine Objektkunst mit denen Ernst Hupke international anerkannt ist und deren Erfolg sich in seinen Ausstellungen niederschlägt.
Neben der intensiven Auseinandersetzung mit der Malerei liegt ihm daher auch die Skulptur besonders am Herzen.
So unterschiedlich die beiden künstlerischen Medien Malerei und Skulptur sind, sind sie für Ernst Hupke, einem zu tiefst bodenständigen Menschen, doch nur Wege ein und derselben schöpferischen Kraft und haben als gemeinsame Wurzel den emotionalen Ausdruck.
Für ihn ist Kunst Bestandteil seines täglichen Lebens; ein immerwährender Dialog zwischen Künstler, Raum, Objekt und Betrachter.
Es ist darüber hinaus auch die Suche nach der Ästhetik – einer idealen Proportionierung – des Goldene Schnitts, die ihn immer wieder herausfordert, sowohl in seiner Malerei als auch in seinen Skulpturen.
Die bevorzugten Werkstoffe für seine Skulpturen sind Holz, Stahl und Bronzeguss, isoliert oder im Dialog miteinander. Seine schöpferische Kraft fließt dabei dinglich in seine Skulpturen ein. Sie sind Ausdruck seiner körperlichen und emotionalen Kraft gebündelt in einer konkreten Situation unter bestimmten Rahmenbedingungen und damit Ausdruck dieses Kontextes, entstanden in einem dynamischen Prozess als Zeugnis dieses Prozesses.
Es ist auch Suche nach der, dem Material innewohnenden Form. Das dort Verborgene sichtbar zu machen, reizt ihn, geleitet von seiner Intuition und einer Ahnung eines übergeordneten Zusammenhangs der Dinge. Er hat die Begabung, das in eine Sprache umzuwandeln, die die anderen verstehen können. Das Verborgene wird für den Betrachter erlebbar.
Seine Holzskulpturen entwirft Ernst Hupke nicht als fertige Objekte, sondern sie formen sich während der Bearbeitung. Das Stück eines Baumstammes mit Rinde und Astlöchern wird in einem Akt der Performance in Stücke gesägt. Die Holzmaserung gibt die Form vor. Die Stücke werden dann von ihm in Beziehung zueinander gesetzt, gespalten, geschliffen, gedreht, gewendet, versetzt. Es sind dynamische Bewegungen, Stellungsvariationen, veränderte Blickwinkel aus denen die fertige Skulptur hervortritt. Kettensäge, Spaltkeil, Winkelschleifer (Flex) sind dabei vorrangig seine Werkzeuge. Die fertige Skulptur trägt bewusst noch die abgeschabte Farbe des Spaltkeil. Diese feine zarte Spur roter und blauer Farbe, kaum sichtbar, ist Zeugnis des kraftvollen Spaltens, die Holzskulptur in ihrer Vollendung ganz Gefühl, Emotion, Ausdruck der Energie und Kraft der Bearbeitung.
Stahlblech als Ausgangsmaterial bildet für Ernst Hupke einen Kontrapunkt zum Holz. Er biegt diese Stahlbleche mit Hilfe einer Rundwalze oder unter Einwirkung von Hitze (z.B. mit einer Lötlampe) nach seinen Vorstellungen und beugt sich dabei immer wieder bewusst dem Material, das in einem kommunikativen Prozess mit ihm seine Form entfaltet. Das Biegen ist ein kontrollierter Vorgang mit unkontrolliertem Ergebnis. Die Oberflächen seiner Stahlskulpturen und den Bronzegüssen behandelt Ernst Hupke mit dem Schweißgerät, Lötmetallen und Ölen. Diese heiß behandelten rauen, farbig schillernden Oberflächen stehen in Kontrast zu anderen kühlen, glatt polierten, hochglänzenden Oberflächen.
Skulpturen, die aus mehreren einzelnen Teilen bestehen bilden für Ernst Hupke nur temporäre Einheiten, die miteinander kommunizieren. Herausgehoben aus dem bloß Materiellen, bloß Dinglichen stellt er sie immer wieder beliebig zueinander in einen andersartigen energetischen Zusammenhang. Ernst Hupke bezieht dabei den Betrachter ein, er rechnet mit dem Auge des Betrachters, das ihn bei der Suche nach der perfekten Ansicht begleitet. Im Augenblick der Betrachtung entsteht eine übergeordnete Sichtweise und damit eine neue Erkenntnis. Der Betrachter ist bei mehrteiligen Skulpturen explizit aufgefordert mitzuwirken und die einzelnen Teile in immer wieder neue spannende Zusammenhänge zu stellen.
Die Arbeiten Ernst Hupkes verdichten Bodenständigkeit, Kraft, Harmonie und Ästhetik zu einem Ganzen als Expression einer subjektiven Gefühlslage gebunden im Wesen des Materials.